Im Jahr 1953 machte der Verkehrs- und Wirtschaftsverlag wohl das beste Geschäft seiner noch jungen Geschichte. Er erhielt den Auftrag, das Verkehrsblatt des Bundesverkehrsministers herauszugeben. Den Auftrag hat er auch heute noch, mehr als 70 Jahre später. Das Geschäftsprinzip: Der Verkehrsblatt-Verlag veröffentlicht alle amtlichen Verkehrsvorschriften für den Bund – und wer das Amtsblatt einsehen will, muss Geld an den Privatverlag zahlen.
Bis heute. Zum ersten Mal veröffentlichen wir das gesamte Verkehrsbulletin seit 1953 zum kostenlosen Download – Tausende Dokumente. Zu diesem Zweck geben wir die offizielle Zeitschrift für die Luftfahrt „News for Aviation“ heraus, die der Öffentlichkeit bisher nicht frei zugänglich ist.
Damit hat die gesamte Öffentlichkeit nun freien Zugang zu allen Tausenden staatlichen Vorschriften im Verkehrssektor – von der Straße über die Schiene, den Transport zu Wasser, in der Luft oder sogar im Weltraum. Wie tief müssen Reifenprofile sein? Welche technischen Anforderungen müssen Blinker erfüllen? Wie läuft eine Abgas- oder Hauptuntersuchung ab und was passiert auf Baustellen?
Außerdem veröffentlichen wir erstmals das Bundessteuerblatt Teil 1, also das Amtsblatt des Bundesministeriums der Finanzen, frei zugänglich. Damit besteht endlich ein freier Zugang zu staatlichen Informationen im Steuerbereich.
Tausende Dokumente kostenlos
Jedes Jahr werden tausende neue Verordnungen, Verordnungen und Gesetze erlassen – das ist Teil des Staates. Was beschlossen wird, muss auch bekannt gegeben werden, um amtlich gültig zu sein. In Deutschland erfolgt dies über die Amtsblätter.
Bei manchen Amtsblättern, etwa dem Verkehrsblatt, nutzen die zuständigen Ministerien fragwürdige Konstrukte: Sie erlassen Verordnungen und ein privater Verlag kümmert sich um die Veröffentlichung. Bürger, Unternehmen und teilweise auch Behörden werden gebeten, Zugang zur Kasse zu gewähren. Wir glauben, dass alles, was von öffentlichem Interesse ist, frei zugänglich sein muss – umso mehr, wenn es rechtlich bindend ist. Deshalb haben wir in den letzten Jahren bereits das gesamte Gemeinsame Ministerialblatt und das Bundesgesetzblatt frei herausgegeben.
Das Geschäft mit Verkehrsregeln
Alle zwei Wochen erscheint eine neue Ausgabe des Verkehrsblatts, gedruckt und als PDF. Wer ein Abonnement abschließt, zahlt 89,50 Euro pro Jahr. Nach eigenen Angaben verkauft der Verlag eine Auflage von 4.700 Exemplaren.
Wie genau die Veröffentlichung des Amtsblatts geregelt war, blieb jedoch lange Zeit geheim – bis wir eine Klage auf Einsicht in den zugehörigen Vertrag einreichten. Das Verkehrsministerium hatte argumentiert, dass sein Vertrag mit dem Verkehrsblatt-Verlag Betriebs- und Geschäftsgeheimnisse des Privatunternehmens betreffe und steuerliche Interessen des Bundes berührt würden.
Das Berliner Verwaltungsgericht lehnte das Ministerium ab – schließlich seien die Daten im Vertrag mehr als 70 Jahre alt und daher kaum noch schützenswert. Für weitere im Vertrag enthaltene Angaben liege keine „nachvollziehbare Begründung der Wettbewerbsrelevanz“ vor, so das Gericht.
Offizielle Dokumente müssen kostenlos sein!
Das Projekt ist Teil der „FragDenStaat-Bibliothek“, in der wir auch andere offizielle Werke veröffentlichen. Unterstützt wird es von Arcadia, dem gemeinnützigen Fonds von Lisbet Rausing und Peter Baldwin.
→ Zu allen Verkehrsmeldungen, Steuerblättern und Neuigkeiten für Flieger in der FragDenStaat-Bibliothek
→ Zur Anfrage und Klage zum Verkehrsblattvertrag